Jules Massenets erste abendfüllende Oper „Don César de Bazan“ beruht auf dem gleichnamigen Lustspiel des französischen Dramatikers Dumanoir. Im Zentrum des Geschehens: Straßensängerin Maritana, die dem König von Spanien den Kopf verdreht. Um seine Mätresse zu werden, soll sie standesgemäß mit dem Edelmann Don César verheiratet werden. Klar, dass beide sich verlieben und die höfischen Intrigen überwinden.  

Das Stück war die Basis für zwei musikalische Publikumsrenner des 19. Jahrhunderts: die Oper „Maritana“ von William Vincent Wallace und Rudolf Dellingers Operette „Don Cesar“ mit fast 1.500 Aufführungen. Solch großer Erfolg war Massenets 1872 entstandener Vertonung leider nicht beschieden. Es gab lediglich dreizehn Vorstellungen und auch die Neufassung, die der Komponist vornahm, weil das Original verbrannte, erlebte nur vereinzelte Wiederaufnahmen. Erst 2016 erinnerte sich die französische Operntruppe Les Frivolités Parisienne an das Frühwerk, rekonstruierte die Partitur für eine Tournee-Produktion und bannte sie auf CD. Mathieu Romano ist der musikalische Leiter, der die mit viel spanischem Flair und Sentiment ausgestattete Oper geschmack- und temperamentvoll dirigiert. Elsa Dreisig singt die Maritana mit Charme, leuchtendem Sopran und filigranen Verzierungen in der „Ballade aragonaise“. Kein Wunder, dass sie den König, dem Thomas Bettinger tenorale Eleganz gibt, bezaubert. Doch hat dieser gegen die stimmliche Noblesse und Ausdruckskunst von Don César – alias Bariton Laurent Naouri – keine Chance bei ihr. Trefflich besetzt ist auch der Bursche Lazarille, den Massenet mit zwei innigen Romanzen bedacht hat. Marion Lebègue singt sie mit warmem Mezzosopran, der zudem im Nocturne-Duo aufs Schönste mit Elsa Dreisig harmoniert.

Karin Coper

INFOS ZUR CD

Jules Massenet: „Don César de Bazan“ (1872)
Naouri, Dreisig, Lebègue, Bettinger, Helmer, Moungoungou
Ensemble Aedes, Les Frivolités – Mathieu Romano
2 CDs, Naxos