Registrierung

Immer der schnöde Mammon …

Kunst kostet Geld. Und man muss sie sich leisten wollen – wirtschaftlich ­rentabel ist sie bekanntermaßen selten. Leider sind Faktoren wie „soziale oder gesellschaftliche Rentabilität“ gerade ziemlich unpopulär und man hat irgendwie sowieso das dumpfe Gefühl, dass einiges im Argen liegt in unserer Gesellschaft. Die Werte verschieben sich überall. Und während man darüber nachdenkt, ob das daran liegt, dass einfache Parolen bequemer sind oder an unserem schwächelnden Bildungssystem – oder ob das eine ein Ergebnis des anderen ist –, verlernen wir das kritische Hinterfragen und ignorieren die ­Lehren unserer Vergangenheit.

Umso schöner, dass man in Krefeld und Mönchengladbach den Zusammenschluss zweier Theater zum beiderseitigen Nutzen nach 75 Jahren so positiv resümiert. Und obwohl dieses System der „Theaterehe“ nicht durchgehend als Erfolgsmodell gewertet wird, wie Sie in unserer Titelstory erfahren, kann man jeden einzelnen Versuch, unsere Theaterlandschaft in ihrer ganzen Breite zu erhalten, nicht hoch genug wertschätzen. Diesmal war uns das sogar ein Cover wert.

Überhaupt: Die Zeiten sind kompliziert, öffentliche Gelder knapp – und unser Staat spart mal wieder ganz zuerst an Kultur und Bildung. Gerade deshalb lohnt der (unvoreingenommene!) Blick über den Tellerrand, wozu unser Beitrag über die Lyric Opera in Chicago vielleicht einen kleinen Anstoß liefert. Wie in den USA üblich, finanziert sich auch das zweitgrößte Opernhaus dort größtenteils aus privaten Mitteln. Einen sichtbaren Platz in der Stadtgesellschaft einzunehmen, ist im wahrsten Sinne des Wortes überlebenswichtig, die Bindung des Publikums an sein Haus sichert traditionell dessen Existenz. Mir fiele dazu dreierlei ein. Erstens: Unsere staatlich finanzierte Kulturlandschaft ist ein hohes Gut, das es zu bewahren gilt. Zweitens: Wir müssen runter vom hohen Ross und uns ein wenig anstecken lassen von den kreativen Fundraising-Methoden anderer Länder. Und drittens: Offen bleiben für neue Chancen und Möglichkeiten. Die gibt es nämlich immer und sei die Lage auch noch so bescheiden.

Also – viel Spaß beim Lesen und Entdecken in unserer Frühjahrsausgabe. VIVA L’OPERA!


Ihre

Iris Steiner
Chefredakteurin

50 Jahre Leidenschaft …

Der „orpheus“ versteht sich als „Stimme“ der Musiktheaterwelt – als Medium für Opern-, Operetten- und Musicalfans und nicht zuletzt als hochwertiges Magazin mit einer eigenen Meinung, das mit spannenden und gut lesbaren Inhalten unterhält und informiert.

Unsere aktuelle Ausgabe Mai/Juni 2025 online bestellen:
Print-Ausgabe | PDF-Ausgabe

Aktuell

  • Zum Beispiel: Chicago
    Missy Mazzolis „The Listeners“ an der Lyric Opera zeigt, wie „Oper der Zukunft“ aussehen könnte. Und wie man sein Publikum für moderne Kompositionen begeistert
  • Gestern. Heute. Morgen?
    Nora Schmids Dresdner Programmatik
  • Ich brauche Freiheit!
    Der israelische Dirigent Omer Meir Wellber lebt seinen Künstlertraum – zwischen Wien und Hamburg, zwischen Familie, Berufung, Herkunft und Identität

Rezensionen

  • Einchecken im Hotel
    Salzburg / Salzburger Festspiele Pfingsten (Juni 2025)
    … mit Vivaldi und Ovid
  • Die Urmutter wacht
    London / Royal Opera House (Mai 2025)
    Barrie Kosky und Antonio Pappano schmieden ihren „Ring“ weiter
  • Ab ins kalte (?) Wasser!
    Erl / Tiroler Festspiele Erl (April 2025)
    Wagners „Parsifal“ im Zeichen der Musik
  • Widerstand mit Nachleuchten
    Dresden / Staatsschauspiel Dresden (April 2025)
    Udo Zimmermanns „Weiße Rose“ in der rohen Erstfassung
  • Mit Leidenschaft und Liebe
    Regensburg / Theater Regensburg (April 2025)
    Puccinis „Madama Butterfly“ in überraschend neuer Interpretation
  • Manchmal ist weniger mehr
    Schwerin / Mecklenburgisches Staatstheater (März 2025)
    Henry Purcells Weltabschiedswerk „Dido and Aeneas“ als Dauerfeuerwerk