Der Brite Malcolm Arnold (1921-2006) war ein Vielschreiber, wurde aber hauptsächlich durch seine über 100 Kino-Soundtracks bekannt, zu denen der mit einem Oscar gekrönte Streifen „Die Brücke am Kwai“ gehört. Sein Werk wird von Sinfonischem, Balletten und Konzerten für diverse Blasinstrumente dominiert, die zwei vollendeten Opern gehen darin fast unter. Zu Unrecht, was den gerade veröffentlichten Einakter „The Dancing Master“ betrifft, der auf einem Lustspiel aus dem 17. Jahrhundert basiert. Titelfigur ist Schürzenjäger Gerard, der die reiche Erbin Miranda erobert hat, obwohl diese nach dem Willen von Vater und Tante einen eitlen Dandy heiraten soll. Mit Hilfe ihrer pfiffigen Zofe gibt Miranda den Geliebten daher als Tanzlehrer aus, um dessen Anwesenheit zu rechtfertigen. Das ist der zentrale Ausgangspunkt für eine Typenkomödie, die Arnold zu einer modernen Opera buffa inspirierte: musikalisch frisch, delikat instrumentiert und kurzweilig durch den Wechsel von Gesangsromantik und Ensemblewitz. Das Werk entstand 1952 in nur zwei Wochen für das BBC-Fernsehen, doch wurde es wegen des für damalige Verhältnisse anzüglichen Librettos abgelehnt und erst 1962 semiprofessionell aufgeführt. Dem Dirigenten John Andrews ist die Ausgrabung und ihre sachkundige musikalische Einstudierung zu verdanken. Das Resultat: eine funkelnde Wiedergabe durch das BBC Concert Orchestra und das vorzügliche, pointiert gestaltende Vokalquintett um Eleanor Dennis als sopransüße Miranda.

Karin Coper

INFOS ZUR CD

Malcolm Arnold: „The Dancing Master“ (1952)
Dennis, Carby, Kimm, Lyon, Wilde, Broadbent
BBC Concert Orchestra – John Andrews
1 CD, resonus