Der Einakter „Der unsterbliche Kashchei“, den Nikolai Rimski-Korsakov 1902 komponierte, basiert wie viele seiner Bühnenwerke auf einem Volksmärchen. Er handelt von der Befreiung einer Prinzessin aus den Fängen des titelgebenden Zauberers samt männermordender Tochter und deren anschießendem Untergang. Musikalisch kontrastiert die nur 70 Minuten dauernde Oper zwischen Fabel- und realer Welt. Die erste charakterisiert Rimski-Korsakov durch düstere Farben und kühne Harmonien, die zweite durch kantablere Melodien und traditionelle Formen. Die früheste Gesamtaufnahme, die 1949 eingespielt und vom Label Melodiya gerade in bester Klangqualität wiederaufgelegt wurde, ist ein elektrisierendes Dokument sowjetischer Opernkunst. Der damalige Bolschoi-Chef Samuil Samosud dirigiert wie entfesselt – beispielhaft etwa in dem illustrativen Schneesturm-Zwischenspiel. Stimmpracht und Charisma zeichnet das Gesangsensemble aus. Auf der Besetzungsliste befindet sich der alle Ausdrucksvarianten ausreizende Charaktertenor Pavel Pontryagin als Magier, der russische Ausnahmebariton Pavel Lisitsian als Prinz und der tief orgelnde Bass Konstantin Polyaev als Sturm. Zu rühmen sind desgleichen Natalia Rozhdestvenskaya, die Mutter des Weltklasse-Dirigenten Gennady, die der Prinzessin einen beseelten Sopran mit Höhenglanz schenkt, und Lyudmila Legostayeva, die den Furor der Kashchei-Tochter mit voluminösem, farbreichem Mezzo vorantreibt.

Karin Coper

INFOS ZUR CD

Nikolai Rimski-Korsakov: „Der unsterbliche Kashchei“ (1902)
Pontryagin, Rozhdestvenskaya, Lisitsian u.a.
Symphony Orchestra and Choir of All-Union National Radio Service – Samuil Samosud
1 CD, Melodiya