Die Mezzosopranistin Margarita Gritskova und die Pianistin Maria Prinz haben ihre Affinität zum russischen Lied bereits in zwei Recitals bewiesen. Nach einem gemischten Programm und Vokalmusik von Sergey Prokofjiev setzt sich das Duo im dritten Album mit Dmitry Shostakovich auseinander. Eingespielt wurden zwanzig Sologesänge aus mehreren Zyklen, in denen er schwierige persönliche Lebensumstände und die repressiven politischen Verhältnisse in der ehemaligen Sowjetunion verarbeitete. Am Anfang der weitgehend chronologisch angeordneten Auswahl steht die Fabelvertonung „Libelle und Ameise“ des Sechzehnjährigen, am Ende das Finalstück der autobiographisch geprägten Michelangelo-Suite, die der Komponist erst kurz vor seinem Tod schrieb. Die Doppelbödigkeit, die dem Kosmos aus expressiven Romanzen, folkloristischen Weisen und grellen Satiren innewohnt, erschließt Margarita Gritskova mit ihrem ebenmäßigen, geschmeidigen Mezzo durch eine Palette an Zwischentönen und Variabilität im Ausdruck. So charakterisiert sie zum Beispiel die unterschiedlichen Erzählebenen der „Undine-Ballade“ durch jeweils andere Stimmfärbung. Am Klavier korrespondiert Maria Prinz mit der Sängerin auf kongeniale Weise. Im musikalischen Dialog schafft sie Atmosphäre, setzt eigene pianistische Akzente und hebt illustrative Elemente hervor. Das Booklet mit Einführungen zu jedem Stück samt abgedruckter Texte in drei Sprachen – die deutsche Übersetzung ist von Maria Prinz selbst – rundet die hörenswerte Shostakovich-Hommage ab.  

Karin Coper

INFOS ZUR CD

Dmitry Shostakovich: „Songs and Romances“
Margarita Gritskova und Maria Prinz
1 CD, Naxos