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Zwischen Bunker und Bühne: Wenn Kunst ins Wanken gerät

Ein ehemaliger Weltkriegsbunker, der als lebendiger Kulturort dient, hat ­seine öffentlichen Zuschüsse verloren. Ob dort künftig noch Kunst stattfinden kann, ist ungewiss – ein Symbol für die fragile Lage vieler Freiräume. Während in den USA die neue Met-Saison mit deutlichen politischen Signalen eröffnet wurde, zeigt sich Kulturstaatsminister Wolfram Weimer im Gespräch (noch) vorwiegend zuversichtlich. Doch auch er macht deutlich: Die deutsche Kulturlandschaft steht an einem Wendepunkt – und ein Umdenken ist unvermeidlich.

Das Titelporträt widmet sich diesmal dem Bariton Johannes Martin Kränzle, dessen Karriere von großen persönlichen Herausforderungen geprägt ist. Er spricht mit Rüdiger Heinze über seine Aufnahme von Schuberts „Winterreise“, die unter besonderen Umständen entstand. Ein offensiver Ausdruck künstle­rischer Existenz – und viel Mut.

Antje Rößler nimmt uns mit in die spanische Opernmetropole Sevilla, Florian Maier unterhielt sich mit Julien Chavaz, der mit seiner schillernden Persönlichkeit und vielen kreativen Visionen in Magdeburg neue Akzente setzt. Die Bayerische Staatsoper wagt mit einem neuen Kinderpodcast mutige ­Schritte in die Zukunft der Kunstvermittlung. Und wer noch ein Weihnachtsgeschenk für Klassikfans sucht, sollte Lea Maria Unterseers Test des Brettspiels „Lacrimosa“ lesen, das Mozarts Leben spielerisch erlebbar macht.

In einem Nachruf von Stefan Frey verneigen wir uns vor der beeindruckenden Lebensleistung Harald Serafins, der kürzlich im Alter von 93 Jahren in Wien verstorben ist. Am Beginn einer vielversprechenden Karriere steht hingegen die junge polnische Sopranistin Justyna Khil: Mit dem erstmals verliehenen Clauspeter Koscielny Nachwuchspreis würdigen wir eine aufstrebende Künstlerin, deren musikalischer Weg gerade erst beginnt.

Diese Ausgabe lädt ein, genau hinzusehen. Keine leichte Kost, gerade in der Vorweihnachtszeit. Wir wünschen Ihnen eine anregende, vielleicht auch berührende Lektüre. Feiern wir die Kunst – und verteidigen wir ihren Platz in unserer Zeit.

Ihre
Iris Steiner
Chefredakteurin

50 Jahre Leidenschaft …

Der „orpheus“ versteht sich als „Stimme“ der Musiktheaterwelt – als Medium für Opern-, Operetten- und Musicalfans und nicht zuletzt als hochwertiges Magazin mit einer eigenen Meinung, das mit spannenden und gut lesbaren Inhalten unterhält und informiert.

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Rezensionen

  • „Aida“ auf der AIDA
    Kassel / Staatstheater Kassel (Oktober 2025)
    Das neue „Interim“ bietet im Multifunktionsraum fast schon zu viel
  • Don Giovanni wird platt gemacht
    Hannover / Staatsoper Hannover (Oktober 2025)
    Mozarts „Oper aller Opern“ auf ihren psychologischen Kern abstrahiert
  • Im Spiegel
    Prag / Národní divadlo (Oktober 2025)
    Mozarts „Idomeneo“ als Selbsterforschungstrip
  • Mord ist auch keine Lösung
    München / Staatstheater am Gärtnerplatz (Oktober 2025)
    Der neuen Figaro-Oper „Der tollste Tag“ fehlt die Innovation
  • Zwischen poppigen Buchdeckeln
    Blindenmarkt / Herbsttage Blindenmarkt (Oktober 2025)
    Comichaftes für Oscar Straus’ „Schokoladensoldat“
  • Dem Tode geweiht
    Würzburg / Mainfranken Theater Würzburg (September 2025)
    Packende Lesart von Verdis „La traviata“