Mozart hasste Salzburg. Und Rolando Villazón liebt Mozart. Seit drei Jahren ist der Tausendsassa und Visionär Intendant der Mozartwoche, neuerdings auch der renommierten Stiftung Mozarteum Salzburg. Jetzt wurde er 50, ein Alter, das sein großes Idol nie erreichte. Wir sind sicher: Die beiden wären Freunde ­geworden und Mozart heute ganz bestimmt ein Fan seiner Heimatstadt

Interview Iris Steiner

Wie stehen Sie zu Ihrem 50. Geburtstag? Was bedeutet er für Sie und wie feiern Sie ihn?
Ich feiere mich, ehrlich gesagt, selten selbst. Meine Geburtstage, auch runde, begehe ich meist im ganz kleinen Kreis. Aber irgendwie hatte ich dieses Jahr Lust auf mehr. Von Corona einmal abgesehen geht es mir gut – als Sänger, als Künstler, als Mensch. Ich fühle mich sehr frei und zufrieden. Nach Anna Netrebkos 50., den wir im September in Moskau gefeiert haben, dachte ich: warum nicht, aber dann eben hier in Salzburg, meiner künstlerischen Heimat, und für die Stiftung Mozarteum. Wir machen ein großes, buntes Konzert am 21.2., dem Vorabend meines Geburtstags, und alle meine wunderbaren Gäste singen großzügig ohne Gage. So möchten wir die Stiftung Mozarteum unterstützen. Hinterher gibt es dann sicher eine Piñata, etwas Tequila und … Sachertorte!

Leider wurde die Mozartwoche in diesem Jahr nun komplett abgesagt. Wie wollen Sie diesen „Verlust“ wieder wettmachen? Wird das bereits geplante Programm 2023 nachgeholt?
Tatsächlich kann man den Verlust nicht wettmachen. Das, was sein sollte, ist verloren. Wir sind alle immer noch extrem traurig. Die letzten zwei Jahre waren eine harte Zeit, auf allen Ebenen und für alle Menschen. Kulturschaffende hatten und haben es extrem schwer. Die Stiftung Mozarteum leidet immer noch unter den Auswirkungen, sie werden uns auf Jahre begleiten. Wir müssen aber nach vorne schauen – dorthin, wo das Licht neuer Mozart-Interpretationen großartiger Künstlerinnen und Künstler schon strahlt und lockt. Die Planung für 2023 steht zwar, aber wir bemühen uns, möglichst viel aus dem Programm von 2022 in irgendeiner Form stattfinden zu lassen: sei es beim Mozartfest zur Wiedereröffnung unseres großen Saales im Oktober, bei Saisonkonzerten oder künftigen Mozartwochen. Es ist harte Arbeit, aber wir geben nicht auf.

Iris Steiner trifft Rolando Villazón zum Interview-Spaziergang in Salzburg (Foto Wolfgang Lienbacher)

Welche Auswirkungen hatte die Absage der Mozartwoche auf Sie persönlich, auf Ihre Planung und auf zukünftige Überlegungen im Zusammenhang mit der Organisation eines Festivals im von vornherein „Corona-gefährdeten“ Januar?
Die Absage war für mich persönlich ein harter Schlag. Ich habe viele Nächte nicht geschlafen. Wir haben so viel Herzblut in die Planung gesteckt und ich persönlich hasse Absagen ohnehin – als Künstler und als Intendant. Natürlich blicken wir nach zwei Jahren Pandemie auch nicht sorgenfrei in die Zukunft. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen, wir müssen weiter planen, aus dem Erlebten lernen, uns immer wieder adaptieren. Es bleibt spannend … immer.

Sind Sie – jetzt mit 50 – „erwachsen“? Oder: Was bedeutet „Erwachsensein“ in Ihren Augen? Ist Alter etwas, das für einen Künstler von Bedeutung sein sollte/ist?
Ach, am Erwachsensein bin ich nicht soo interessiert. (lacht) Scherz beiseite: Ich fühle mich mit mir im Reinen und habe keine Angst vor dem Älterwerden. Im Gegenteil, ich freue mich drauf. Denn ich fühle mich so frei wie nie zuvor – nicht bestimmt von falschen Zielen und Prioritäten wie Macht, Berühmtheit oder Anerkennung. Die Freude, hier zu sein, steht im Mittelpunkt.

Dieses Interview ist eine Leseprobe aus unserer Ausgabe März/April 2022

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