Die jazzige Revue-Operette „Die Blume von Hawaii“ von Paul Abraham erzielte bei der Uraufführung 1931 einen grandiosen Erfolg. In der Mischung aus Südseeromantik, Polit-Komödie, Erotik-Revue und Liebessehnsucht war sie zum amüsanten Spektakel avanciert, das dem damaligen Musiktheater-Zeitgeschmack die passende Nahrung gab. Hawaii-Gitarren und chinesische Trommeln, Jazzsänger und Stepptänzer, eine Marinemannschaft, Revuegirls und verführerische Insulanerinnen gehören auch heute noch zu den Erfolgszutaten. So tummelte sich auf der Bühne des Salzburger Landestheaters das muntere Theatervölkchen voll sprühender Lebensenergie und unbändiger Lust am Spielen, Tanzen und Singen. Mit frischen Stimmen, schäumender Spiellaune und wirbelndem Tanztemperament zeigten alle Darsteller mitreißende Präsenz im hoch motivierten Miteinander. Kostüme, Bühnenausstattung und schillernde Lichteffekte ergaben eine farbenfrohe Optik (Bettina Richter und Christian Floeren). 

Für die Salzburger Premiere hat Regisseur Marco Dott das Szenario in eine aktualisierende Neufassung umgebaut und der Dirigent Gabriel Venzago ein markiges Orchesterarrangement verfasst. Man erlebt weniger Operette, mehr Musical-Verwandtes. Dialoge und Handlungsabläufe sind getaucht in die Brisanz der aktuellen amerikanischen Politik und Anspielungen auf den US-Präsidenten. Die Hawaiianer protestieren gegen die Unterdrückung der Amerikaner. Sie wollen den „Hawaii-Exit“. Der Aufrührer Kanako Hilo muss jetzt Kaluna heißen und Hollywoodstar Jim-Boy wird Will Roy genannt. Die hier verunfallt-verschollene Prinzessin Laya, die einst inkognito ihr Inselparadies retten wollte, wird zur Personalunion mit Hollywood-Diva Suzanne Provence, die zur Blumenkönigin gekrönt werden soll. Turbulente Liebeswirren rühren Politisches und Romantisches ordentlich durcheinander. Entwirrung erfolgt, als alle zufällig in Hollywood bei einer Art ausgelassener Oscar-Verleihung zusammentreffen. Suzanne Provence wird als beste Schauspielerin ausgezeichnet. In ihrer Dankesrede mahnt sie zum Erhalt der Menschenrechte. Die Paare finden sich, einzig Prinz Taro bleibt allein und singt sehnsüchtig „Du schöne Blume von Hawaii, mein Herz gehört nur Dir“.

Franz Supper als Prinz Taro hat den operetten-tenoralen Aplomb. Marco Dott mimt aalglatt den eiskalt geschäftigen amerikanischen Gouverneur. Alexander Hüttner gibt den aufgescheuchten John Duffy, der sich zuletzt doch als der passende „Cocktail“ für seine angebetete Bessie erweist. Laura Incko alias Suzanne/Laya und Hazel McBain als Hawaiianerin Raka setzen Sopran-Glanzlichter. Luke Sinclair und Samuel Pantcheff machen gute Figur als verliebter Kapitän und revoltierender Kaluna. Als darstellerisch und vor allem tänzerisch faszinierender Mittelpunkt mit fabelhaften Stepptanz-Künsten brillieren Sophie Mefans Bessie und Andreas Wolframs Will Roy. Das Couplet vom Diwanpüppchen wird zum Kabinettstück, „Du traumschöne Perle der Südsee“ zum Ohrwurm. Auch Chor und Tänzer bieten spritziges, wirbelndes Theatertemperament. Und das Mozarteumorchester verdient sich jeden Respekt für den forschen Umgang mit den zackigen Klangrhythmen.

Elisabeth Aumiller

„Die Blume von Hawaii“ (1931) // Paul Abraham