Erfurt / Theater Erfurt (Mai 2025) „Jim Knopf und die Wilde 13“ fantasievoll in Szene gesetzt
Die Familienoper „Jim Knopf und die Wilde 13“ nach dem bekannten Kinderbuch von Michael Ende ist ein Auftragswerk des Theaters Erfurt. Die Musiktheaterdramaturgin Katharina Tarján verfasste das Libretto zum zweiten Teil der Geschichte, die Musik stammt vom Komponisten Tobias Rokahr. Die Handlung ist märchenhaft. Jim denkt über seine Herkunft nach und erfährt in einigen Abenteuern und Gefahren, dass er in Wahrheit Prinz Myrrhen von Jamballa ist und die Insel Lummerland, auf der er und Lukas der Lokomotivführer unter der Herrschaft von König Alfons dem Viertel-vor-Zwölften leben, nur die Spitze seiner Insel Jamballa bildet.
Während der abenteuerlichen Geschichte auf dem Weg zur Erkenntnis stiften Lukas und Jim Frieden zwischen den Feuer- und Wasserwesen und leisten hilfreiche Dienste. Beeindruckend ist die Friedensmahnung am Schluss des Werkes, die Kinder wie Erwachsene aufzurütteln versucht. Dies alles geschieht in einer packenden und fantasievollen Inszenierung von Stephanie Kuhlmann und mit malerischen, farbenfrohen Kostümen und Spezialeffekten (Ausstattung: Mila van Daag). Die Lokomotive Emma fährt qualmend über die Bühne und leuchtet aus den Augen, die kleine Lok Molly fährt stets hinterher und versucht Schritt zu halten. Später wird Molly durch diverse Umstände zu einem Kristall als Symbol für die Aussöhnung zwischen Feuer- und Wasserwesen, also zum Friedenssymbol. Der Halbdrache Nepomuk versucht immer, die Menschen zu erschrecken, obwohl er ein guter Drache ist. Erst durch Lukas und Jim lernt er, sein Können sinnvoller einzusetzen.
Musikalisch begeistert diese Familienoper durch einprägsame Musikstücke, die zum Mitsingen einladen, gekoppelt mit zeitgenössischen Elementen für Naturphänomene wie Wind, Wasser, Magnetismus, Licht und Dunkelheit, die vom Philharmonischen Orchester Erfurt unter Ingo Martin Stadtmüller schwungvoll dargeboten werden. Die Wilde 13 – bestehend aus zwölf Piraten, die nicht zählen können – singt nur auf einem Ton. Jim Knopf hat ein eigenes musikalisches Motiv, und auch der Klang der Trillerpfeife wird für die Lokomotiven eingebaut.
Hervorzuheben sind Katja Bildt als Jim Knopf und Johannes Schwarz als Lukas in den Hauptrollen, die spielerisch und gesanglich zu fesseln vermögen. Ebenfalls in größeren Rollen begeistern Candela Gotelli als Prinzessin Li Si, Sarah Hayashi als Meerjungfrau Sursulapitschi, Valeria Mudra als Frau Waas und Drache der Weisheit, Tristan Blanchet als König Alfons und Drache Nepomuk, Jörg Rathmann als Herr Ärmel und Rainer Zaun als Scheinriese Tur Tur. Die Kinder lauschen zwei Stunden lang fasziniert, was für ihre Begeisterung spricht. Durch die Verknüpfung mit dem bekannten Kinderbuchstoff, die einfühlsame Darstellung aller Akteure, die spannenden Momente und die Friedensbotschaft ist diese Uraufführung eine gelungene Einführung für Kinder in die Welt des Musiktheaters.
Dr. Claudia Behn
„Jim Knopf und die Wilde 13“ (2025) // Familienoper von Tobias Rokahr