Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Iris Steiner

wir freuen uns, Ihnen an dieser Stelle die neue „orpheus“-Seite vorzustellen – und damit zur Abwechslung wenigstens ein kleines positives Ergebnis dieser kultur- und freudlosen Zeiten. Die Redaktion konnte sich voll und ganz der längst überfälligen Aufgabe widmen, unsere bis dato rudimentäre Website auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen … womit es dann aber schon wieder vorbei ist mit den guten Nachrichten, denn zum ersten Mal in der Geschichte des Magazins erscheint „aufgrund äußerer Umstände“ keine Januar/Februar-Ausgabe.

Wir haben uns dazu entschieden, Ihnen stattdessen an dieser Stelle eine „kleine Digitalausgabe“ anzubieten – ohne den Anspruch, ein ganzes Heft mit mehr oder weniger Pseudo-Inhalten füllen zu müssen. Wir verzichten bewusst auf hilflose „Anstelle-von-Geschichten“ mit und über Künstler und Theater, die seit Monaten ihre Kreativität darin investieren, Auswege aus einem staatlich verordneten Berufsverbot zu finden. Abgesehen davon, dass schlecht besuchte oder geschlossene Kioske keine Magazine verkaufen und gestreamte Premieren am heimischen Bildschirm nicht die Basis für differenzierte Theater-Besprechungen sind.

Statt des üblichen Titelcovers, das Sie zukünftig an dieser Stelle finden werden, starten wir in Abwandlung einer alten Theatertradition mit dem sogenannten „Ghost Light“ in das Kulturjahr 2021: Mitten auf der Bühne brennt eine Glühbirne die ganze Nacht hindurch – bis sich das Theater wieder mit Leben füllt. Normalerweise wird dieses Zeichen nach Proben oder Vorstellungen eingesetzt. Normalerweise …

Der Zustand unserer auf Dauer geschlossenen Theater ist ein Unding. Das ginge auch anders, davon sind wir überzeugt. Ob es am Willen, am Mut, an einer gemeinsamen Lobby oder am Impfstoff fehlt, sei dahingestellt. Allerdings waren Kunst und Kultur gerade in schwierigen Zeiten immer ein Anker für die seelische Gesundheit einer Gesellschaft. Jahrzehntelange Abwertung musischer Bildung im modernen Schulsystem trägt erste Früchte, wenn man sich die Wertschätzung von Kunst und Kultur bei unseren führenden Politikern so anschaut.

Und ab wann wird man eigentlich durch zu viel stumme Toleranz selbst zum Täter?

Viel Spaß beim Stöbern und „Durchklicken“. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Hoffen wir auf ein Ende dieses Irrsinns in 2021.


Ihre Iris Steiner
Chefredakteurin