Vorneweg: Es funkelt und glitzert an diesem Abend auf der Bühne – und das gleich in mehrerlei Hinsicht. Zum einen, weil Hausdebütantin Mirga Gražinytė-Tyla dem Bayerischen Staatsorchester glänzend-sinfonische Klänge entlockt und ein ausnahmslos hervorragendes Solistenensemble diesen Hörgenuss uneingeschränkt vervollständigt. Zum anderen – und das leider weniger gelungen –, weil Regisseur Barrie Kosky (auch) aus Janáčeks „Füchslein“ eine Art Revue macht und anstelle eines Bühnenbildes größtenteils auf Glitzervorhänge zurückgreift (Bühne: Michael Levine).

Dabei ist sein im Vorfeld propagierter grundsätzlich distanzloser Ansatz, „das Tierische im Menschen“ zu finden und auf verniedlichende Tiermasken zu verzichten, absolut vielversprechend und nachvollziehbar. Leider springt der Umsetzungsfunke trotz hervorragender tierisch-menschlicher Sängerdarsteller nicht über. Das beginnt schon beim (überflüssig) hinzugefügten Beerdigung-der-Förstertochter-Prolog und endet nicht beim wachsenden Gefühl von Eintönigkeit, das einen beschleicht, wenn sich die szenische „Hauptidee“ – Bühnenbilder durch variable Vorhangkulissen vor schwarzem Hintergrund zu ersetzen – langsam totläuft. Auch warum Sänger sämtlich und fast durchgehend bis mindestens zu den Knien im Bühnenboden versinken müssen, bleibt das Geheimnis des Regisseurs – zusätzlich zu dessen ganz persönlicher Vorstellung einer fröhlichen Anmutung hysterisch-dauerkichernder Kinder. Die von Janáček vorgesehene „Wald-Idylle“ samt mystischem Zauber sowie seine Vorstellung einer Wechselwirkung zwischen Zivilisation und Natur weicht vollständig diesem … ja, was eigentlich? Möglicherweise zum unfreiwilligen Inszenierungshighlight gerät stattdessen das fantasievoll dargestellte Massaker im knallgelb-fedrigen Hühnerstall. Hier kommen übrigens dann doch noch Tierkostüme ins Spiel, die in diesem Kontext allerdings eher wie eine Slapstick-Einlage wirken.

Tiefgründigen, feinsinnigen Humor lässt diese Produktion leider schmerzlich vermissen und so könnte man auf den Abend problemlos verzichten, wäre da nicht die bestechende musikalische Aufführung und ihre Münchner Protagonisten. Elena Tsallagova und Angela Brower als Füchslein und Fuchs sowie Wolfgang Koch als Förster bilden die Highlights eines Gesangsensembles in Hochform, das bis hin zu den Kinderdarstellern keine Wünsche offenlässt und den Abend doch noch zum Erlebnis macht. Mirga Gražinytė-Tyla bringt Janáčeks sinfonische Klangmalereien in einer Klarheit zum Strahlen und Erblühen, als wolle sie damit auch gleich noch Mängel der szenischen Umsetzung ausgleichen. Dazu finden die nicht nur durch das tschechische Libretto stark geforderten Sänger in ihr eine souveräne Lotsin durch den kompositorischen Facettenreichtum.

Am Ende großer, fast ungebrochener Jubel für alle Beteiligten – was will man mehr. Dass ein Teil der Publikumsbegeisterung den neuerdings wieder 50 Prozent Auslastung gelten könnte, die nun auch in Bayern endlich wieder den Genuss eines halbwegs normalen Theatererlebnisses zulassen, ist nicht bewiesen.

Iris Steiner

„Příhody lišky Bystroušky“ („Das schlaue Füchslein“) (1924) // Oper von Leoš Janáček

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