2001 hat Mel Brooks aus seinem Film „Frühling für Hitler“ (1968) das Musical „The Producers“ gemacht. Dominik Wilgenbus inszeniert es jetzt in der Musikalischen Komödie und landet damit einen Volltreffer. Es geht um den Versuch, bewusst einen Broadway-Flop zu produzieren und dafür die mieseste Story dem schlechtesten Regisseur anzuvertrauen. Dank der Verluste sollen keine Sponsorengelder an die alten Damen zurückgezahlt werden müssen, denen der einst erfolgreiche Broadway-Produzent Max Bialystock (Patrick Rohbeck) viele Dollars abgeluchst hat. Gemeinsam mit seinem Buchhalter Leo Bloom (Nick Körber) entscheidet er sich für „Frühling für Hitler“ von Franz Liebkind (Michael Raschle). Ein Alt-Nazi, der seine Brieftauben Hermann, Josef, Heinrich, Eva, Björn (sic!) und Adolf nennt und seinen „Führer“ natürlich selbst spielen will. Weil er sich aber die Knochen bricht, kommt der oberschwule Regisseur Roger deBris (hinreißend: Andreas Rainer) dazu, in dieser Rolle die Revue-Treppe herab zu „schwuchteln“. Und der Plan der beiden geht natürlich gründlich schief: Das Hitler-Stück wird ein voller Erfolg …  

So wie diese Inszenierung, die dank Michael Nündel und dem MuKo-Orchester, dem von Mirko Mahr choreografierten Ballett und dem von Mathias Drechsler einstudierten Chor und Extrachor in jeder Hinsicht fabelhaft verpackt auf die Bühne kommt. Wilgenbus und seine Kostümbildnerin Uschi Haug bleiben den cineastischen und Broadway-Vorbildern branchenüblich dicht auf den Fersen. Peter Engel nimmt sich bei der Bühne einige Überzeichnungsfreiheiten mit angedeuteten offenen Räumen. Ein paar Pointen jubelt die Regie dem originalen Jahr des Geschehens 1959 aber doch unter. Wenn da ein „Vogelschiss“ mit einer Hakenkreuz-Armbinde verdeckt wird oder beim Casting für die Hauptrolle ein Bewerber im „Höckepack“ zu zweit auftritt, hat das Publikum keine Mühe damit, die Zielscheibe des Spottes zu erkennen.

„The Producers“ wird so zu einem Feuerwerk des Slapsticks und der perfekten Tanznummern, vor allem aber der Pointen und Anspielungen: von der Weltkugel des „Großen Diktators“ bis zu einem „Heil mir selbst“. Der Auftritt von Nora Lentner als schwedische Ulla ist genauso perfekt wie die der alten Ladys, denen Bialystock die Schecks aus den Unterhöschen fingert. Dass einem beim Swastika-Ballett oder dem Auftritt von Ivo Kovrigar als blondem Sturmtruppenmann auch mal der Atem stockt, erinnert direkt an die erste Silbe im Wort Totlachen, das auch über diesem Stoff schwebt. Es funktioniert aber, weil dieses Stück ein Publikum voraussetzt und antrifft (!), das immer noch klug genug ist, historische Bezüge herzustellen und keines woken Übereifers bedarf, um vor dem Anblick eines Hakenkreuzes beschützt zu werden. „The Producers“ ist ein Stück gegen jeden Frühling für Hitler. Aber auch eins gegen jedes Gebot einer eifernden politischen Korrektheit, die doch nur eine Form von Selbstzensur ist. Der selbstbewussten jüdischen Gewitztheit eines Mel Brooks sei Dank.

Dr. Joachim Lange

„The Producers“ (2001) // Musical von Mel Brooks

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